Was ist Sache beim Medienwandel?

Wer hätte 1995 gedacht, dass der Browser nicht bloss eine neue, lustige Anwendung auf unseren PCs ist, sondern der Vorbote von radikalen Veränderungen? Unsere Medienlandschaft hat sich seitdem stark verändert: Die Zeitungen und Zeitschriften sind in Bedrängnis, das lineare Radio und Fernsehen hat Konkurrenz durchs Streaming und durch Podcasts bekommen, Bücher kann man jetzt hören oder auf elektronischen Readern lesen.

Wir nähern uns diesen Umwälzungen auf eine persönliche Weise an: Was hat sich für uns bewährt, wo haben wir uns dem Fortschritt entgegengestellt?

Und wohin soll das noch führen? Neigt sich der Medienwandel dem Ende zu oder droht uns allen die Vertiktokisierung? Wir bereiten uns für alle Fälle schon einmal vor – und planen unsere Karrieren als Kursvideo-Influencer…

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EOL

Fabian Biasio ist Fotoreporter und -filmer. der unter anderem für die Bildagentur Keystone fotografiert. Doch keine Angst, heute geht es nicht um Fotografie (ein Gebiet, das nicht alle unsere Hörerinnen mögen), sondern um ein Thema, das alle angeht und niemanden verschont: Nämlich den Tod und das Sterben.

Fabian hat nämlich 2015 – «völlig naiv und ohne jede finanzielle Planung», wie er sagt – die Website letztereise.ch gestartet. Bei der gibt es einerseits einen interaktiven Bestattungsplaner, der den Hinterbliebenen bei den administrativen Aufgaben hilft. Andererseits gibt es Menschen, die in Interviews ihre Geschichten und Erlebnisse mit Gevatter Tod erzählen.

In unserer ersten Sendung im neuen Jahr erzählt Fabian von diesem Projekt, seiner Entstehungsgeschichte und seinem eigenen Verhältnis zum Tod. Und wir versuchen herauszufinden, ob die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit im digitalen Zeitalter einfacher geworden ist – oder vielleicht doch schwieriger, weil uns die (angebliche) Unvergänglichkeit von digitalen Daten im Netz Unsterblichkeit suggeriert.

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Medienwandel im Äther

Digichris hat an vorderster Front gekämpft und – gewonnen. Er hat sein ganzes Renommee als Blogger in die Waagschale geworfen, um dem digitalen Fernsehen in der Schweiz zum Durchbruch zu verhelfen. Und mit etwas Unterstützung durch Dritte wie zum Beispiel den freundlichen Kabelnetzbetreiber UPC hat das geklappt: Hierzulande hat sich der digitale Übertragungsweg etabliert, die analoge Verbreitung ist (fast) Geschichte. Und das, obwohl die SVP seinerzeit geunkt hatte, der Wandel gehe viel zu schnell und die älteren Zuschauer kämen nicht mehr hinterher.

Da ist es Zeit für grosses Schulterklopfen – und für die Frage, ob sich durch die technischen Veränderungen auch inhaltlich etwas geändert hat. Beeinflusst das grössere Angebot an Sendern unsere Sehgewohnheiten? Hat das volldigitale Zappen die Medienlandschaft bereichert?

Doch der Blick zurück macht in unserer Sendung erst den Anfang. Wir wollen den Medienwandel bei Radio und Fernsehen umfassend ausloten. In der Schweiz steht ein grosses Fernsehprojekte in den Startlöchern. Ringier rührt bei «Blick TV» mit der grossen Kelle an. Und dieses Programm ist nicht auf die Übertragung per Kabel und Antenne ausgerichtet, sondern ganz auf das Internet. Ist das der Anfang vom Ende des linearen Fernsehens?

Auch beim Radio blicken wir bange in die Zukunft: Die analoge Verbreitung per UKW soll schon Mitte 2022 Geschichte sein – und das, obwohl Leute wie Medienpionier Roger Schawinski die digitale Alternative via DAB+ als grosse Pleite bezeichnen. Ist das Radio als Massenmedium bald überflüssig, weil das Publikum in Zukunft über 5G empfängt und dort keinen Einheitsbrei, sondern ein massgeschneidertes Individualprogramm erwartet?

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Geht die Fotografie am Fortschritt zugrunde?

Wie das Leben so spielt: Matthias wollte ein kulturpessimistisches Fass aufmachen und beklagen, dass die Fotografie den Bach heruntergeht – weil inzwischen jeder mit seinem Handy knipst, als ob es kein Morgen gäbe. Doch Kevin will sich so gar nicht anstecken lassen von dieser Weltuntergangsstimmung: Nein, die Fotografen sind keine dem Untergang geweihten Spezies und Kevin hat kein Mitleid mit ihnen.

Trotzdem haben wir die Idee verworfen, noch während der Sendung das Thema zu ändern: Denn wie die rasante technische Entwicklung dieses Berufsbild verändert, ist trotzdem ein spannendes Thema. Nicht mehr die Technik entscheidet, sondern das Können – was macht das mit der Fotografie?

Wir diskutieren einerseits über die rasanten Fortschritte, die Smartphone-Kameras gemacht haben und die Veränderungen im Geschäft: Wie ist die Zukunft der Fotografie? Sterben die klassischen Kameras und die mit grossen Objektiven bepackten Touristen aus? Und wann werden die Algorithmen so gut, dass selbst aus völlig missratenen Aufnahmen tolle Bilder werden? Es bleibt jedenfalls dabei – Fortschritt hat immer auch einen Preis.

Bücherwürmer, eine aussterbende Spezies?

Zwischen 2012 und 2016 soll der deutschsprachige Buchmarkt über sechs Millionen Käufer verloren haben. Die Zahl der Leser nimmt ab, die der Nichtleser zu: Weniger als die Hälfte (42 Prozent der Deutschen) greift mindestens einmal die Woche zu einem Buch. Besonders gross ist der Rückgang bei den Jungen und halbwegs Jungen (in den beiden Gruppen der 14- bis 29-Jährigen und der 30-bis 59-Jährigen) und bei den Leuten mit geringer Schulbildung.

Die Gründe liegen auf der Hand: Es gibt einfach zu viel Konkurrenz durch Smartphone und die anderen (digitalen) Medien. Der Druck im Alltag nimmt zu, sodass es für viele offenbar immer schwieriger wird, die notwendige Zeit und ausreichend Konzentration aufzubringen. Wird das Buch in einer digitalen Welt zum Nischenprodukt?

Oder liegen die Rückgänge bei den Leserzahlen vielleicht auch daran, dass der deutsche Buchhandel den Medienwandel verschlafen hat? Das Hörbuch zum Beispiel ist ideal für multitaskende Nutzer, indem es auch die parallele Nutzung beim Sport, bei der Hausarbeit oder beim Pendeln zulässt. Doch das Hörbuch ist inzwischen fest in der Hand der Amazon-Tochter Audible – die hiesigen Anbieter haben den Wechsel von der CD zum Download offenbar komplett verschlafen.

Besteht noch Hoffnung? Oder sind Bücherwürmer eine aussterbende Spezies? Wir diskutieren das mit Gregory Zäch. Er ist Gründer und Inhaber des Zürcher Midas Verlag, der sich immer wieder mit der wechselhaften Gunst des Publikums herumschlagen musste. Der Midas-Verlag hatte ursprünglich eine breite Palette an Computerbüchern – ein Genre, das fast vollständig weggebrochen ist.

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Warum dieser Videowahn?

Journalismus ist weiterhin kein Hochprofit-Geschäftsfeld, doch ein kleiner Hoffnungsschimmer ist ganz weit hinten am Horizont immerhin auszumachen – und der ist erst noch multimedial. Es handelt sich um das bewegte Bild, dass immer öfters auch auf klassischen Nachrichtenprotalen anzutreffen ist. Persoenlich.com hat schon 2016 den Ringier-Chef Marc Walder mit den Worten «Newsplattformen werden immer mehr zu Videoplattformen» zitiert.

Jan Derrer erklärt uns diesen Trend: Geht es nur um die zusätzliche Monetarisierungsmöglichkeit durch die Preroll, also den vorgeschalteten Werbeclip, oder gibt es auch echte journalistische Gründe? Was kann das Video, was ein herkömmlicher Artikel nicht kann?

Jan Derrer leitet seit September 2016 das Kompetenz- und Service-Center für Webvideo bei der Tamedia, das Videos für alle Deutschschweizer Titel produziert, also nicht nur für tagesanzeiger.ch, 20 Minuten und die anderen Newsnet-Titel, sondern auch für «Annabelle», «Finanz und Wirtschaft» und «Schweizer Familie». Er erklärt uns, wie sein Team arbeitet und sich die Videos, die er für die einzelnen Titel produziert, unterscheiden.

Natürlich interessiert uns auch, wie ein klassischer Videoclip auf einer Newsseite gestrickt sein muss, dass er das Publikumsinteresse weckt – und wie sich diese Arbeitsweise von der des Fernsehens unterscheidet. Und: Wie bekommt man diese viralen Videos hin, die sich im Netz verselbstständigen? Jan Derrer ist seinerzeit zusammen mit Tagesanzeiger-Kultur-Redaktor Philippe Zweifel ein solcher Hit gelungen – dank George R.R. Martin, der publikumswirksam den Mittelfinger gereckt hat.

Und da wir eine Tech-Sendung sind und bleiben, wollen wir zum Abschluss wissen, wie man seine Videos noch etwas besser hinbekommt, als das typische Smartphone-Gewackel – selbst wenn man nur mit dem Telefon dreht.

Die Links zur Sendung: https://nerdfunk.ch/nerdfunk-384/